Warum Bitcoin doch mehr als 21 Millionen Coins haben könnte – und warum das nie passieren wird – Bitcoin Switzerland News
Die Zahl 21 Millionen ist tief in der DNA von Bitcoin verankert. Sie steht für das Versprechen, dass niemals mehr als diese Menge an Bitcoins existieren wird – eine Grenze, die Vertrauen und Knappheit schafft. Doch obwohl sie als unverrückbar gilt, ist sie technisch gesehen keine Naturkonstante, sondern eine im Code definierte Regel. In der Theorie ließe sich diese Regel ändern – sofern die Gemeinschaft es wollte und sich auf einen Konsens einigt.
Das Bitcoin-Protokoll basiert auf einem offenen, weltweit verteilten Netzwerk von Nodes. Diese Knotenpunkte führen denselben Quellcode aus, in dem alle Konsensregeln festgelegt sind: die maximale Blockgröße, die Blockzeit, die Halving-Zyklen – und eben auch die maximale Gesamtmenge an Bitcoins. Diese ergibt sich mathematisch aus der fortlaufenden Halbierung der Blockbelohnung alle 210.000 Blöcke. Nach rund 33 solcher Halvings wird die Belohnung auf Null fallen, wodurch sich die Gesamtmenge auf etwa 21 Millionen BTC summiert.
Doch diese Grenze existiert nur, weil sie im Code steht. Würde der Code geändert und von einer überwältigenden Mehrheit der Nodes, Miner und Nutzer akzeptiert, könnte auch diese Regel angepasst werden. Damit wäre es theoretisch möglich, eine neue Version von Bitcoin zu schaffen, die beispielsweise 42 Millionen Coins erlaubt oder nach dem Jahr 2140 weitere Blockbelohnungen vorsieht.
In der Praxis würde dies über eine Hard Fork geschehen – also eine grundlegende Änderung der Konsensregeln, die alte Versionen des Netzwerks inkompatibel macht. Eine Hard Fork hebt bestehende Beschränkungen auf oder verändert sie. Alte Nodes, die den neuen Code nicht übernehmen, würden die Blöcke mit zusätzlichen Belohnungen als ungültig ablehnen. Das Netzwerk würde sich spalten: ein Teil folgt den alten Regeln, ein anderer Teil den neuen.
Soft Fork oder Hard Fork – warum nur Letzteres möglich ist
In der Bitcoin-Entwicklung unterscheidet man zwischen Hard Forks und Soft Forks. Eine Soft Fork verschärft bestehende Regeln, ohne dass ältere Nodes inkompatibel werden. Sie erkennen die neuen Blöcke weiterhin als gültig, auch wenn sie deren zusätzliche Einschränkungen nicht verstehen. So wurde etwa 2017 Segregated Witness (SegWit) per Soft Fork eingeführt, um die Blockeffizienz zu erhöhen – alte Nodes konnten weiterhin mit dem Netzwerk interagieren, obwohl sie die neuen Datenstrukturen nicht kannten.
Eine Erhöhung der Obergrenze würde jedoch eine Lockerung der Regeln bedeuten – und genau das kann ein Soft Fork nicht leisten. Alte Nodes würden Blöcke, in denen neue Bitcoins über die bisherige Grenze hinaus geschürft werden, als ungültig verwerfen. Damit wäre das Netzwerk gespalten. Eine Erhöhung der Geldmenge erfordert also zwingend eine Hard Fork, da sie nur durch eine bewusste Änderung der grundlegenden Protokollregeln umgesetzt werden kann.
Umgekehrt wäre ein Soft Fork durchaus denkbar, wenn man die Geldmenge verringern oder bestimmte Coins unbrauchbar machen wollte – also wenn die Regeln strenger, nicht lockerer werden.
Der soziale Konsens als unantastbare Grenze
Obwohl die technische Möglichkeit einer Änderung besteht, ist sie politisch und sozial praktisch ausgeschlossen. Die 21-Millionen-Grenze ist mehr als eine Codezeile – sie ist der Kern des Bitcoin-Narrativs. Sie steht für Unveränderlichkeit, Transparenz und monetäre Disziplin. Jeder Versuch, die Geldmenge zu erhöhen, würde das Vertrauen der Nutzer zerstören und Bitcoin seines Alleinstellungsmerkmals berauben: der absoluten Knappheit.
Selbst wenn sich theoretisch alle Miner und Entwickler auf eine Änderung einigen würden, müsste auch die gesamte Gemeinschaft der Node-Betreiber mitziehen. Doch gerade deren Dezentralität macht eine einheitliche Zustimmung fast unmöglich. Bitcoin ist nicht auf schnelle Mehrheiten ausgelegt, sondern auf langfristige Stabilität und unveränderliche Regeln.
Fazit
Die Obergrenze von 21 Millionen Bitcoin ist kein Naturgesetz, sondern eine gesellschaftlich-technische Übereinkunft, eingebettet in offenen Code und verteidigt durch kollektiven Konsens. Theoretisch könnte sie geändert werden – praktisch ist sie unantastbar. Die Stärke von Bitcoin liegt nicht in seiner Flexibilität, sondern in seiner Unveränderlichkeit. Sie ist das, was Bitcoin von jeder anderen Währung unterscheidet – und was seine Integrität bewahrt.